MDR 06.02.2019, 22:05 Uhr - Wiederholung
„Sturm im Kopf“, der Filmtitel des elften „Polizeiruf 110“ aus Rostock trifft ins Schwarze. Kontrollverlust auf allen Ebenen: Einem mutmaßlichen Mörder fehlt jede Erinnerung und König & Bukow spüren hautnah ihre Ohnmacht gegenüber denen, die das Sagen haben in Politik, Wirtschaft und der eigenen Familie. Aber auch dem Zuschauer bleibt nichts anderes übrig, als sich vom Strudel der Bilder und Aktionen mitreißen zu lassen – mit dem Ergebnis eines lustvollen, spannenden, ziemlich nervenaufreibendes Krimi-Abends. Sarnau und Hübner sind physisch bärenstark und Regisseur von Castelberg lässt es mächtig krachen! (Rainer Tittelbach)
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Geisterschiff, ARD 07.02.2019, 20:15 Uhr
Geisterschiff, ARD 08.02.2019, 01:05 Uhr / Mutterliebe, ARD 14.02.2019, 20:15 Uhr
Mutterliebe, ARD 15.02.2019, 00:35 Uhr
Selten haben sich hierzulande Autoren beim Rausschreiben einer Hauptfigur aus einer Reihe so größe Mühe gegeben, selten erfolgte der Wechsel so fließend und für den Zuschauer so nachvollziehbar wie jetzt beim „Usedom-Krimi“ (NDR, Degeto / Razor Film). Der Abschied von Lisa Maria Potthoff in „Winterlicht“ ist spannend, und die kleinen dramaturgischen Hänger werden von Jansons Regie und Sichlers vorzüglicher Bildgestaltung mehr als wettgemacht. Ihre Nachfolgerin, eine Dänin, kommt erst langsam an. Das entspricht einem Krimi-Konzept, das sich aus dem Drama speist, dem Alltag einfacher, verzweifelter Leute. Dazu passt auch die Besetzung mit der unbekannten Rikke Lylloff, deren Figur etwas Zeit zur Eingewöhnung braucht, wie im Leben. So steht vorläufig Sass‘ Mörderin, die auf Meditatorin macht, im Zentrum, und das ist keine schlechte Wahl. Doch die Neue ist nicht nur zum Ermitteln nach Usedom gekommen... Die drei neuen Filme setzen die typische Tonalität der Reihe fort: Atmosphäre, gute Optik, spröde Charaktere, konzentriertes Spiel – und in Schmitz‘ „Geisterschiff“ auch mal eine Spur Komik. Dass die dritte der neuen Episoden, „Mutterliebe“, die komplexeste und emotionalste Geschichte erzählt, ist ein gutes Omen für 2020. (Rainer Tittelbach)
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ARD 10.02.2019, 20:15 Uhr
One 10.02.2019, 21:45 Uhr / One 10.02.2019, 23:45 Uhr
ARD 12.02.2019, 00:50 Uhr
Der Aufwärtstrend des Magdeburger „Polizeiruf“-Duos Brasch/Köhler setzt sich mit „Zehn Rosen“ (MDR / filmpool fiction) fort. Die überdeutlichen Gegensätze zwischen der Einzelgängerin und dem Familienmenschen haben sich abgeschliffen. In diesem Krimidrama dreht sich alles um Liebe, Nähe, Partnerschaft und existentielle Verlusterfahrungen. Und genau das ist es, was Brasch umtreibt, seitdem sie sich dem Polizeipsychologen nicht nur auf der Therapeuten-Couch geöffnet hat. Auch der Fall um eine tatverdächtige Transfrau lässt sie geradezu eine empathische Haltung einnehmen. „Zehn Rosen“ ist typisch für diesen Reihen-Ableger, bei dem man immer schon etwas genauer hingucken musste, um seine Qualitäten zu entdecken. Der Film von Torsten C. Fischer biedert sich nicht an beim Zuschauer, besitzt trotz markanter Farbdramaturgie & atmosphärischem Score keine Oberflächen-Sexyness, sondern erzählt mit eigenwilligen Figuren eine eigenwillige Geschichte. Dieser narrativ dichte Film ist ein Fest der psychologischen Zwischentöne & schauspielerischen Nuancen. (Rainer Tittelbach)
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ZDF 11.02.2019, 20:15 Uhr
Jördis Triebel, Natalia Wörner und Edin Hasanovic bilden ein starkes Trio in dem ambitionierten ZDF-Krimidrama „Vermisst in Berlin“ (Gabriela Sperl / Wiedemann & Berg), das auf das Schicksal vermisster minderjähriger Geflüchteter aufmerksam machen will. Triebel als Ex-Polizistin, die die Spur eines zehnjährigen Jungen verfolgt, der ihr vors Auto lief. Hasanovic als ihr Ex-Kollege und superkorrekter Vorgesetzter. Und Wörner als Ex-Prostituierte und Gangsterbraut, die gleichzeitig Geschäftsführerin einer Firma ist, die Flüchtlingsunterkünfte betreibt. Interessante Figuren in einer dichten (nicht durchweg überzeugenden) Story, die von Sherry Hormann spannend inszeniert wurde – aber warum muss es schon wieder ein Krimi sein? „Vermisst in Berlin“ hat ein ehrenwertes Anliegen, aber es bleibt bei der gut gemeinten Perspektive von außen: Die geflüchteten Minderjährigen bleiben nur Nebenfiguren, ihre Geschichten werden nur angerissen. (Thomas Gehringer)
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3sat 12.02.2019, 20:15 Uhr - Wiederholung
Normalerweise zeigt das ZDF die Produktionen des Kleinen Fernsehspiels nach Mitternacht. Umso respektabler ist die Ausstrahlung dieses ungemein berührenden Dramas als „Fernsehfilm der Woche“. Der Film erzählt die bewegende Geschichte eines Elternpaars, das im Verlauf der Schwangerschaft erfährt, dass das Kind nicht nur mit dem Down Syndrom, sondern auch mit einem schweren Herzfehler zur Welt kommen wird. Ganz herausragend ist die Leistung von Julia Jentsch, die nie das Gefühl vermittelt, sie spiele eine Rolle. Mutig war auch die Entscheidung von Regisseurin Anne Zohra Berrached, das medizinische Personal ausnahmslos mit echten Ärzten und Hebammen zu besetzen, was den Film im Zusammenspiel mit der Bildgestaltung überweite Strecken sehr dokumentarisch wirken lässt.
(Tilmann P. Gangloff)
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ARD 13.02.2019, 20:15 Uhr
ARD 14.02.2019, 01:05 Uhr / One 17.02.2019, 20:15 Uhr
One 18.02.2019, 23:20 Uhr
In der Bevölkerung ist das Bauhaus 1920 verrufen als ein Sammelbecken von Spinnern und Klecksern, von Kommunisten und Nudisten. Auf die Heldin des History-Dramas „Lotte am Bauhaus“ (MDR / Ufa Fiction) aber übt diese Kunstschule & ihr moderner Geist eine große Anziehungskraft aus, und sie wird gegen alle Widerstände ihren Weg machen... Die 14 Jahre deutsche Bauhaus-Geschichte aus dem Blickwinkel einer jungen Frau zu erzählen, ist hier mehr als eine Konvention frauenaffiner TV-Fiction. Der Fokus liegt auf der Aufbruchs-Stimmung der Zeit, aber auch die Benachteiligung der Frauen in der jungen Demokratie ist ein Thema. Die Sprache im Film wirkt modern, verzichtet auf historisierende Rhetorik und barocke Handlungsführung. Damit rekonstruiert Autor Braren ein Stück weit die Klarheit des Bauhaus-Codes und vermittelt damit auch dem Laien etwas vom Wesen dieser innovativen kunsthandwerklichen Formensprache. Den Geist des Bauhauses emotional zu vermitteln, diese Aufgabe kommt der Titelfigur & der einmal mehr hinreißenden Alicia von Rittberg zu. (Rainer Tittelbach)
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ZDF 16.02.2019, 20:15 Uhr
„Kommissarin Heller“ (ZDF / Ziegler Film) ist eine Krimi-Reihe, deren Qualität sich von Filme zu Film kontinuierlich gesteigert hat. Die letzte Episode stellte jedoch eine Zäsur dar: Mit „Vorsehung“ nahm ihr Ex-Partner endgültig Abschied. Die Lücke wird im neunten Film durch eine LKA-Kollegin geschlossen. Die zweite Überraschung ist ein vermeintlicher Sinneswandel: Die stets unnahbare Wiesbadener Kommissarin erscheint plötzlich ganz handzahm, hat dafür jedoch gelegentliche Aussetzer, die sich als lebensgefährlich entpuppen. Angesichts der Konzentration auf die Persönlichkeitsänderung der Titelfigur sowie ihrer Konfrontation mit der neuen Partnerin kommt die kriminalistische Ebene fast zwangsläufig etwas kurz, ist aber dank der dichten Inszenierung durch Christiane Balthasar ebenfalls sehenswert. Außerdem sind Lisa Wagner und Lavinia Wilson ein sehenswertes Gespann. (Tilmann P. Gangloff)
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ARD 17.02.2019, 20:15 Uhr
One 17.02.2019, 21:45 Uhr / One 17.02.2019, 23:45 Uhr
ARD 19.02.2019, 00:35 Uhr
Jetzt hat die „Tatort“-Reihe auch ihren Zeitschleifen-Film: In „Murot und das Murmeltier“ (Hessischer Rundfunk) meistert Ulrich Tukur die fantastische Achterbahnfahrt durch ein und denselben Tag mit Bravour. Kommissar Murot stirbt mehrfach und wacht am selben Tag wieder auf, sein Schicksal ist eng verbunden mit einem Bankräuber, der gemeinsam mit seiner Freundin Geiseln genommen hat. Der zweite „Tatort“ von Dietrich Brüggemann (Buch, Regie, Musik) nach „Stau“ ist ein wilder Ritt, komisch, grotesk, hintersinnig. Die Variation der Todesarten gehört zum Vergnügen. Eine herrlich verspielte Reflektion über das Fernsehen, das selbst eine Art Zeitschleife ist. Aber auch ein ernst gemeinter Krimi über den Verdruss der Alltags-Routine mit der sympathischen Botschaft: „Jeder Tag ist ein Geschenk“. (Thomas Gehringer)
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Marl, 16.1.2018 - Der Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik 2017 geht an das Portal Übermedien und den Publizisten Georg Seeßlen. Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali erhält eine Besondere Ehrung für ihr Engagement gegen Hatespeech und Diskriminierung.
"Das vor zwei Jahren von Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz gegründete Portal Übermedien (www.uebermedien.de) beleuchtet so konsequent wie unabhängig das gesamte Mediengeschehen in einem gekonnten Genre-Mix und zeigt, wie innovativ Medienjournalismus bei konsequenter Nutzung der neuen digitalen Möglichkeiten sein kann", so die Jury: "Übermedien vereint kluge Kommentare, tiefgreifend-hintergründige Recherchen und satirische Ansätze - stets mit klarer Haltung und dem unverbrüchlichen Optimismus: das geht besser!"
Georg Seeßlen ehrt die Jury für sein langjähriges medienpublizistisches Schaffen: „Wie haben sich in den Medien die Grenzen des Sagbaren verschoben? Wie benutzen rechte Provokations-Strategen Journalisten, und wie lassen diese sich benutzen? Mit solchen weiterhin hochaktuellen Fragen hat sich Georg Seeßlen, Jahrgang 1948, schon früher beschäftigt als andere Publizisten, und er tut es jetzt noch umfänglicher und kenntnisreicher als die Konkurrenz“, heißt es zur Begründung: "Seeßlen ist ein sehr genauer Beobachter, er ist in der Lage, TV-Comedyformaten oder dem Eurovision Song Contest Einsichten abgewinnen, die für den Leser gesellschaftspolitisch erhellend sein können. Nicht zuletzt fühlt sich Georg Seeßlen weiterhin der Aufklärung verpflichtet fühlt - was für viele seiner Kollegen ja aus unterschiedlich guten Gründen nicht mehr gilt."
Die besondere Ehrung der geht 2018 an Dunja Hayali für ihre klare und anhaltende Positionierung im Kampf gegen Hatespeech, Diskriminierung und die Verharmlosung rechter Gesinnung. "Sie nennt die Auswüchse der Demokratiefeindlichkeit und Menschenverachtung beim Namen und verdeutlicht uns allen, was es heißt, wenn die Grundwerte unseres Miteinanders und die Demokratie den Vernichtungsbestrebungen rechter Kräfte überlassen werden. Obwohl sie beleidigt, herabgewürdigt und bedroht wird, bleibt sie sich und ihren Werten treu und tritt täglich an, die Demokratie und die Menschlichkeit zu verteidigen", so die Jury.
Der Bert-Donnepp-Preis, benannt nach dem "Erfinder" des Grimme-Preises und Gründer des Grimme-Instituts, wurde 1991vom Förderverein "Freunde des Adolf-Grimme-Preises" als Deutscher Preis für Medienpublizistik gestiftet und wird am 31. Januar beim Bergfest während der Jury-Woche des Grimme-Preises in Marl verliehen.
Der mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Preis zeichnet besondere Leistungen im Bereich des Medienjournalismus und darüber hinaus persönliches Engagement im Umgang mit der gesellschaftspolitischen Rolle von Medien und Medienkritik im Allgemeinen aus. Nähere Informationen: http://www.grimmefreunde.de/bd_preis.html
Der vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises berufenen Jury für den Bert-Donnepp-Preis 2018 gehörten an:
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